Jahresrückblick

Das Jahr 2018 war von einer breiten öffentlichen Diskussion zu sexualisierter Gewalt in verschiedenen
Kontexten geprägt.

Die MHG-Studie (Voller Titel: Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich er deutschen Bischofskonferenz) deckte das Ausmaß sexualisierter Gewalt im Umfeld der katholischen Kirche in Deutschland zwischen den Jahren 1946 und 2014 auf: Mindestens 3677 Kinder und Jugendliche erlebten sexualisierte Gewalt durch mindestens 1670 Priester, Ordensmänner und Diakone. Diese umfangreiche Aufklärungsarbeit ist sehr zu begrüßen.

Weniger begrüßenswert war die anfängliche Darstellung des Missbrauchsfalles in Staufen. Zu Beginn der
Berichtserstattung wurde die Einzigartigkeit der Taten des Paares wiederholt betont. Die Realität, die sich in der Beratungsarbeit zeigt, zeichnet jedoch ein anderes Bild: Mütter als Täterinnen, Zwangsprostitution von Kindern durch ihre Eltern und das Ausüben sexualisierter Gewalt durch organisierte Täterkreise, betreffen viele Menschen und sind anders als medial dargestellt keine seltenen Ausnahmefälle.

Auch international fand das Thema sexualisierte Gewalt 2018 große Beachtung. So wurde der
Friedensnobelpreis an Denis Mukwege, einen Gynäkologen aus der Demokratischen Republik Kongo, der als international führender Experte für die Behandlung von Verletzungen durch Gruppenvergewaltigungen gilt, vergeben. Auch die zweite Preisträgerin, Nadia Murad, wurde für ihr außergewöhnliches Engagement für die Rechte von Frauen ausgezeichnet. Die gebürtige Jesidin teilte ihre Geschichte der Verschleppung und Gewalt durch den Islamischen Staat in Vorträgen mit der Welt und wurde für ihr Engagement, das die Sichtbarkeit von Gewalt gegen Frauen erhöhte, ausgezeichnet.

In Karlsruhe selbst sorgte die Ausstellung „Bewegt euch! 1968
und die Folgen in Karlsruhe“ für Gesprächsstoff. Unter anderem
wurden dort Themen der Frauenbewegung thematisiert.
Wildwasser & FrauenNotruf beteiligte sich mit einer Veranstaltung
zum Thema „Von „Mein Körper gehört mir“ bis #MeToo –
Bewegungen gegen sexualisierte Gewalt in Karlsruhe“.

Für Wildwasser & FrauenNotruf war 2018 ein besonderes Jahr: Das 30-jährige Jubiläum der Vereinsgründung wurde im Circus Macaroni in der Nähe des Schloss Gottesaue zelebriert. Das Jubiläumsjahr brachte neben dem Erinnern und Feiern bisheriger Erfolge und Meilensteine auch Änderungen und Neuerungen auf organisationaler Ebene mit sich. Im Rahmen eines langen Organisationsentwicklungsprozesses entschied Wildwasser & FrauenNotruf, erstmals in der Geschichte des Vereins, eine geschäftsführende Leitung einzustellen, die ihre Stelle im April 2019 antrat.

In der Präventionsarbeit baute Wildwasser & FrauenNotruf etablierte Projekte wie „ECHTE SCHÄTZE“ weiter aus und erreichte viele Fachkräfte, Eltern und Kinder auf diese Weise. Anlässlich des 2019 bevorstehenden 30jährigen Jubiläums der Beratungsstelle wurde 2018 mit der Organisation zweier Fachtage begonnen, die zur Sensibilisierung von Fachkräften aus Beratung, Justiz, Gesundheitsversorgung und Erziehung dienen sollen. Speziell das Thema sexualisierte Gewalt über digitale Medien wurde als inhaltlicher Fokus gesetzt.

Auch die digitalen Strukturen von Wildwasser & FrauenNotruf rückten 2018 in den Fokus. Wildwasser &
FrauenNotruf sieht sich auf Grund der äußerst sensiblen Daten von Mädchen und Frauen, die Gewalt erleben oder erlebt haben, in besonderem Maße verpflichtet, einen umfassenden Datenschutz zu gewährleisten und arbeitete deswegen 2018 intensiv an der Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung. Dieser Prozess wird 2019 weitergeführt.